biographie


Indien, Februar 2010.
BLACK RUST aus Ahlen on the road. Fünf Tage wie im Rausch, schlaflos irgendwo im Nirgendwo. Zehntausend Kilometer entfernt von dem, was man früher mal als Heimat kannte, erreicht die Tour der Band einen Höhepunkt - exotisch und irritierend. Unmengen von Eindrücken und keine Zeit auch nur einen einzigen davon zu verarbeiten. Am Ende droht der Kollaps. Doch dann finden sich die fünf ehemaligen Schulfreunde auf einer Bühne vor 5000 Menschen wieder, die ersten Töne erklingen und BLACK RUST sind plötzlich wieder ganz bei sich selbst.

THE GANGS ARE GONE handelt von Identität, vom Erwachsenwerden und Entwurzelung. Woher kommen wir, wo wollen wir hin, und, verdammt noch mal, wer sind wir überhaupt? Es ist nicht einfach nur der Fänger im Roggen. Heimatlos, obwohl man eine Heimat besitzt, wird man nur, indem man auszieht und wiederkehrt, alles anders vorfindet, nur um zu merken: man selbst hat sich verändert. Die Welt hat einen verändert. Jonas Künnes Texte beleuchten jenen kritischen Punkt, an dem man plötzlich merkt, dass man über die Suche nach dem eigenen Ich und dem Beschreiten neuer Wege vieles eingebüßt hat, was einem früher einmal Sicherheit verlieh: Liebe, Freunde, Heimat. "Trying to be a stranger in a place where you always have been", singt Jonas in "From Now On", und in "Memory Lane" heißt es: "All my homes they are burnt down ruins and I can't go back where I belong." Leere und Einsamkeit auf großer Leinwand.

"Das Album ist Odyssee, Suche und Sehnsucht nach genau dem Gefühl, das dir ganz klar und deutlich sagt: Hier bist du richtig", erklärt Bassist Julian Jacobi, "das findet man nicht, wenn man sich einschließt, immer am selben Ort bleibt oder nur tut, was einem gesagt wird. Mitunter braucht es dafür die pure Zerstörung des Alten, um eine Basis für Neues zu erschaffen."

"Diese Jungs leben für den Moment. Sie erinnern mich an alles, was gut daran ist, in einer Band zu sein, und das zu sehen, war für mich sehr befreiend. Es hat mir die Lust am Arbeiten zurückgegeben.", so Robin Proper-Sheppard, Mastermind von Sophia, der die Produktion des ersten ‚richtigen' Albums Medicine & Metaphors übernahm und auch jetzt an den Reglern saß. Wieder in Studios in Hamburg und London, und mit Kenny Jones, einem weiteren Freund, der schon Oasis, den Smiths und Billy Bragg beim Mixing den letzten Schliff verpasste.

Rückblende: Vor zwei Jahren ließ Medicine & Metaphors deutschlandweit aufhorchen. BLACK RUST bewiesen eindrucksvoll, dass superb eingespielte Americana nicht nur in den USA zuhause ist, sondern auch in der westfälischen Provinz. Die konsequente Beschränkung auf akustische Instrumente, Sänger Jonas Künnes einprägsame Stimme und das sensible Arrangement verlieh den bewegenden Songs ein eigenständiges, kraftvolles Klanggewand. Das blieb auch der Presse nicht verborgen: "Mit Medicine & Metaphors haben wir einen ersten Anwärter auf die deutsche Americana-Platte 2009", schwärmte der Musikexpress, der Rolling Stone sprach von einem "schönen Album aus Americana, Pubrock und Folk" und die Kollegen vom Visions urteilten: "Hier wird gekonnt mit den Formen gespielt und in ausgefeilten Arrangements bewiesen, dass handgemachte Musik mit Leidenschaft und Herz gerade in der heutigen Zeit mehr als nötig ist."

Aus denselben Zutaten, ergänzt um mehr Erfahrung und Gelassenheit, ist nun das Nachfolgealbum entstanden. Neben Sänger Jonas Künne und Bandmitbegründer Julian Osthues (Gitarre, Mandoline, Mundharmonika, Trompete, Posaune) sind wieder Julian Jacobi (Kontrabass), Christoph Seiler (Piano, Hammond-Orgel, Rhodes, Akkordeon) und Schlagzeuger Adrian Hemley dabei. Und trotzdem war diesmal alles ganz anders.

Auf THE GANGS ARE GONE greift ein Song den vorhergegangenen auf, erzählt ihn weiter, bereitet den nächsten vor, und übergibt den Stab. Dazu haben BLACK RUST verstärkt mit E-Gitarren gearbeitet, wenn auch der Schwerpunkt nach wie vor auf akustischen Instrumenten liegt. Ob folkige Ballade mit Glockenspiel und Akkordeon, hymnischer Popsong mit Streichern und Bläsern oder kompakter Rocker mit elektrischer Gitarre und Mandoline: die zentrale Qualität der Band, großen Wert auf Dynamik, Kontraste und Abwechslungsreichtum zu legen, erfährt eine konsequente Steigerung und findet zwischendurch immer auch Zeit für kleine Experimente wie der Verwendung von Banjo oder Tuba - Momente reiner Spielfreude.

Und so überrascht es dann doch nicht, dass BLACK RUST auf THE GANGS ARE GONE bei allen Zweifeln, nach all der besungenen Dunkelheit, den steigenden Fluten und sinkenden Schiffen ein positives Fazit ziehen. "A wonder that we're still alright", heißt es im Hidden Track "Still" – so verwundert wiederholt, als könne man es selbst nicht glauben. "Es geht uns nämlich tatsächlich gut", grinst Jonas. Und fügt noch schnell hinzu: "Musik ist nicht dazu da, die Welt zu retten. Musik ist dazu da, dir dein Leben zu retten. Wohin es auch gehen mag, eins ist sicher: Hier sind wir richtig." Will sagen: BLACK RUST haben den Ort gefunden, an dem sie zuhause sind. In ihrer Musik.

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|photo: Stephan Krypczyk & Elvira Neuendank|

black rust

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  • |tourdaten|

    03. Juni Sömmerda
    F-Trans Open Air
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    23. Juli Saarbrücken
    Schlossplatz
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